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Oliver Reiser

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Chemieausbildung der Zukunft

von Prof.Burkhard König, Universität Regensburg

Hochschulen entwickeln neue Ausbildungskonzepte für das organische Praktikum - 100 beispielhafte Experimente sind im Internet abrufbar.


Wie können Studierende der Chemie besser als bisher lernen, chemische Prozesse so wirtschaftlich wie möglich zu gestalten und die Umwelt dabei bestmöglich zu schonen? Ein neues praxisnahes Konzept für die chemische Ausbildung von Naturwissenschaftlern wurde von Hochschullehrern an sieben Universitäten in ganz Deutschland entwickelt. In dem Projekt, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanziell unterstützt wird, wurden zahlreiche Experimente der organischen Chemie erarbeitet, die als Datenbank im Internet frei verfügbar sind.

Biodiesel aus der Mikrowelle

Wie unterscheidet sich das neue Konzept vom bisherigen Ausbildungsangebot? Bislang werden im organisch-chemischen Praktikum experimentelle Techniken geübt, ein Bezug zur Theorie organischer Reaktionen hergestellt und der sichere Umgang mit Gefahrstoffen erlernt. Hinzu kommt nun eine genauere Beurteilung und Diskussion der Effizienz einer chemischen Reaktion. Wieviel Abfall entsteht? Wieviel Energie wird verbraucht? Entstehen gefährliche Nebenprodukte? Es werden Verfahren vorgestellt, mit denen die Effizienz einer chemischen Umsetzung gesteigert werden kann und Störungen identifiziert werden.

Klassischen Laborexperimenten mit Kolben und Reagenzglas sind alternative Reaktionsverfahren zur Seite gestellt, etwa die Reaktion im Mikrowellenofen. Dabei fällt auf, dass je nach Verfahren erstaunlich unterschiedliche Energiemengen für die Durchführung derselben Reaktion erforderlich sind. Im Labormaßstab sind diese Energieverluste und Mehraufwendungen vom Betrag her klein, doch ihre Beobachtung sensibilisiert die Studierenden für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Umwelt in ihrem späteren Berufsleben.

Im Gegensatz zu den bisherigen Ausbildungsinhalten vermitteln die neuen Konzepte den Studierenden verstärkt, welche Umweltauswirkungen chemische Verfahren besitzen und wie man diese vermeidet, wie wirtschaftlich sie sind oder welche gefährlichen Nebenprodukte entstehen können. Solches Wissen bereitet Studenten besser auf die täglichen Aufgaben im Berufsleben und ihre gesellschaftliche Verantwortung als Chemiker vor. Aber nicht nur Studierende der Chemie sollen von den Aktivitäten profitieren: Das Lehrmaterial ist in gleicher Weise für organisch-chemische Praktika der Studiengänge Biochemie, Biologie, Pharmazie und Medizin an Universitäten und Fachhochschulen und für die gewerbliche Ausbildung geeignet sein. Das komplette Angebot ist auf dieser Webseite abrufbar.

Link zum Thema:
Nachhaltigkeit im organisch-chemischen Praktikum

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