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Oliver Reiser

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Nobelpreis 2001 für Chemie

Oliver Reiser

Nicht ob, sondern wann der Nobelpreis für die Entwicklung der chiralen Katalyse vergeben wird, war die Frage, die von der Kommission in diesem Jahr beantwortet wurde.

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Spieglein, Spieglein an der Wand...

Ein rechsthändiges Molekül in unserem Körper, das mit einem Arzneimittelmolekül reagieren soll, wird dies mit der rechtshändigen Form des Arzneimittels (rechte Hand trifft rechte Hand) anders tun als mit dem linkshändigen Arzneimittelmolekül (rechte Hand trifft linke Hand). Es ist aber gar nicht so einfach, Arzneimittel in nur einer Händigkeit darzustellen. In der Regel fallen die Moleküle im Verhältnis eins zu eins beider Händigkeiten an und werden auch als ein solches Gemisch verkauft. Was für fatale Folgen dies haben kann, wurde Anfang der sechziger Jahre durch das Medikament Contergan (Thalidomide) deutlich, dessen linkshändige Form als ein harmloses Schlafmittel wirkte, dessen rechtshändige Form aber bei Einnahme während der ersten Schwangerschaftswochen schwere Schädigungen in den Föten hervorrief.

Ein chiraler Katalysator ist nun nicht nur in der Lage, eine chemische Reaktion effektiv durchzuführen, sondern auch zwischen rechts- und linkshändigen Molekülen zu unterscheiden, wodurch die gezielte Darstellung von Arzneimitteln mit nur einer Händigkeit möglich wird. Neue Medikamente dürfen heute generell nicht mehr als Gemisch aus rechts- und linkshändigen Molekülen verkauft werden.

Die Wahl der Preisträger

Die ausgezeichneten Wissenschaftler haben zum einen sehr früh erste Beispiele für die chirale Katalyse gefunden. Zum anderen haben sie chirale Katalysatoren auf besonders wichtige chemische Reaktionen angewendet, die nachfolgend weite Anwendungen in industriellen Prozessen gefunden haben. Fraglos hat das Nobelpreiskomitee ein gute Wahl mit den Preisträgern getroffen. Ein Wissenschaftler, der sich in der ersten Stunde um das Auffinden der grundlegenden Prinzipien der chiralen Katalyse verdient gemacht hat, ist der Franzose Henri Kagan, Professor an der Université Paris Sud. Nach den Statuten der Nobelpreises dürfen sich nur drei Wissenschaftler die Auszeichnung in einem Fachgebiet teilen. Henri Kagan (*1941) wäre ein würdiges, viertes Musketier im Kreis der Preisträger gewesen.

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